Montag, 24. Oktober 2011

Weiterer Logbucheintrag

Donnerstag, 13.10.2011
Geschrieben um 23:00 Uhr

Hafentag

Heute morgen habe ich beim Frühstück die Dinge angesprochen, die mir nicht passen und Thomas auch gesagt, dass ich in seine seemännischen und nautischen Kenntnisse kein Vertrauen habe. Außerdem das Thema Logbuch, Routenplanung und –besprechung auf den Tisch gebracht und die Bootsmängel aufgezählt, die meiner Meinung dazu führen, dass die SY Knulp nicht seetüchtig sei und ich unter diesen Bedingungen die Reise vorzeitig abbrechen werde. Achim hat bei dem Gespräch vermittelt. Vieles war dem Skipper zwar bekannt, will oder kann es aber nicht ändern, weil die finanziellen Mittel fehlen.

Dann haben Achim und Thomas die elektrische Anlage geprüft, während ich mir zum Thema Reffen meine Gedanken gemacht habe.

Es sind dann 2 neue Batterien a 100 Amperestunden an Bord gekommen.

Abends sind wir gemeinsam in Vlissingen in eine Pizzeria gegangen.

Freitag, 14.10.2011

Geschrieben am 15.10.2011 in Dover

Morgens war ich mit Thomas beim Bootsshop, Teile kaufen. Belegklemmen sind ihm zu teuer, es wird nur ein wenig Tauwerk gekauft und ein Batterieumschalter getauscht. Das Boot bleibt meiner Meinung nach seeuntüchtig.

Um 15:00 Uhr bei Hochwasser ablegen in Vlissingen. Ich habe vorher Bescheid gesagt, dass dann die Brücke offen sein soll, um auszufahren. Leider öffnet sich die Brücke nicht, ein Missverständnis. So driften wir vor der Brücke mal gegen das eine, mal gegen das andere Boot. Mit nur einem 15 PS-Außenborder ist die SY Knulp sehr schwer zu manövrieren. Gegen 15:30 Uhr sind wir dann endlich draußen, glücklicherweise ohne Beschädigungen am eigenen Boot oder an anderen.

Gleich danach erst die Fock und dann das Groß im 1. Reff gesetzt. Mit achterlichem Wind  und sonnigem, wolkenlosen Wetter geht es wieder auf Zeebrügge zu. Nach 16 sm um 18:40 Uhr haben wir die Hafeneinfahrt von Zeebrügge querab. Und weiter geht es mit dem südöstlichen Wind die Küste entlang, teilweise mit bis zu 11kn, natürlich mit dem Strom. So schafen wir 41 sm in 4,5 Std..Um 23:30 Uhr haben wir Dunkerque in Backbord. Gegen 2:45 Uhr kurz vor Calais kippt der Strom. Wir versuchen aus dem tiefen Wasser zu kommen, um nicht zurückgetrieben zu werden. Ich dachte Thomas will in Calais einlaufen. Aber als ich ihn Frage sagt er allen Ernstes, er will nach England, was nun definitiv bei diesem Strom nicht möglich ist. Er versucht es trotzdem, ich haue mich in die Koje. Der Skipper ist unfähig. Knapp 1,5 Stunden später geht er eine knappe sm entfernt vor Anker.

Thomas geht Ankerwache, wir können schlafen. Ankerwache geht bei Thomas so:

Nachdem der Anker geworfen wurde und man getestet hat, ob er greift, werden alle Instrumente – auch das GPS - abgeschaltet und er setzt sich ins Cockpit. Wir sind jedoch so weit vom Ufer oder einem festen Punkt entfernt, dass er sich gar nicht orientieren kann. Er hat sich die Position nicht notiert und kann sie so auch nicht am GPS orientieren. Der Skipper hat echt keine Ahnung.

So notiere ich die Position, schalte das GPS wieder ein und schalte zusätzlich mein Hand-GPS auf Ankerwache.

Übrigens ist uns unterwegs eine der neuen Batterien in die Knie gegangen, obwohl der Windgenerator die meiste Zeit lief.

Strecke: 72 sm

Zeit in Fahrt: 12:45 Std.

Samstag, 15.10.2011

Geschrieben am 15.10.2011 in Dover

Gegen 8:10 Uhr wieder Anker auf. Kurs 311 Grad, genau auf Dover zu und mit dem Kiel querab zum Verkehrstrennungsgebiet. Leider kommt der Wind genau achterlich, was für uns nicht ideal ist. Zum einen lässt sich das Groß wegen der weit nach hinten laufenden Wanten nicht besonders weit ausstellen. Es ist zwar ein Spi an Bord, aber weder Spi-Schoten, noch Spi-Winschen noch lässt sich der Spi-Baum anschlagen. Alles Murks. So mühen wir uns bei SE 2 Bft. Richtung Dover mit max. 3kn durchs Wasser. Besegelung wie am Tag zuvor. Nachdem wir gegen 12:30 Uhr endlich das Verkehrstrennungsgebiet gequert haben, setzt der Skipper Kurs 240 Grad. Darauf weise ich darauf hin, dass demnächst der Strom wieder kippt und wir besser an Land fahren, bevor wir wieder zurücktreiben. Der Skipper ist einverstanden und entscheidet, in Dover vor Anker zu gehen. Bis zur Hafeneinfahrt sind es vielleicht 4-5 sm. Wegen des einsetzenden Stromes halte ich den Kurs vor. Lt. Thomas halte ich genau falsch vor, er übernimmt das Ruder und steckt seinen Kurs ab. Eindringlich weise ich ihn darauf hin, dass wir so womöglich an der Hafeneinfahrt vorbei treiben. Sein Kommentar ist, dass wir das abwarten werden. Ich ziehe mich resigniert zurück. Es kommt, wie ich es vorausgesagt habe. Nur unter Vollgas und viel Glück schaffen wir es noch in den Hafen.

Ausweichregeln, Betonung, Gezeitennavigation, Kurshaltung, Routenplanung, Lichterkennung – diese Fähigkeiten fehlen dem Skipper.

In Falmouth werde ich spätestens von Bord gehen. Meine Lieblingsmitbewohnerin Bine aus alten Zeiten steht bereit, um mich abzuholen. Was für ein Glück ich habe, dass sie in Cornwall wohnt.

Fazit:
Das man den Begriff „Segeln“ und das Handeln danach so unterschiedlich auslegen kann, habe ich bei allen Vorbereitungen nicht berücksichtigt.

Eine genaue Routenplanung und das Besprechen, was wir machen wollen und wohin es gehen soll und das Vorhandensein von aktuellen Seekarten und Hafenbüchern / -beschreibungen gibt es nicht. Wir fahren keine Nationale und natürlich auch keine Gastlandflagge und ein Logbuch gibt es auch nicht. Der Skipper entscheidet spontan und willkürlich.

Vor Anker in Dover um 13:50 Uhr
Strecke: 27 sm
Zeit in Fahrt: 5:40 Stunden

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