Nachdem ich die Nacht in Flagstaff so gerade überlebt habe, muss ich feststellen, dass es der Elektronik nicht so gut getan hat. Laptop und Kamera wollen erstmal aufgetaut und die Akkus geladen werden. Nach einem knapp einstündigen Aufenthalt bei Starbucks mache ich mich jetzt endlich zum ca. 100 Meilen entfernten Grand Canyon auf. Treuer Begleiter ist meine Erkältung, die die letzte Nacht auch nicht so toll fand. Ich entscheide mich für die Route über die 89 nach Norden. Ich bin relativ früh dran, es sollte also nichts schief gehen. Leider liegt am Wegesrand das Sunset Crater Volcano National Monument, welches übergeht in das Wuptaki National Monument. Beides ganz tolle Nationalparks mit schön angelegten Trials. Man stapft durch knöcheltiefen Schnee, um einen herum nur tolle Natur und Weite, Größe, Schönheit und schon fast unheimliche Stille. Ich geniesse diese Atmosphäre bei Sonne und strahlend blauem Himmel. Und kaum andere Besucher. Genial. So vergeht der Vormittag wie im Flug und ich bin mittags immer noch mehr als 50 Meilen vom Grand Canyon entfernt.





Gegen 14:00 Uhr erreiche ich über die 64 Richtung Westen dann doch die ersten Ausläufer des Grand Canyon und ca. 1 Stunde später den Eingang zum Grand Canyon National Park. Der Annual Pass ermöglicht wieder den kostenlosen Zutritt. Ab jetzt bin ich auf der Route des Reiseführers von Frau Landwehr. Ein Aussichtspunkt jagt den nächsten und die Kamera kann das, was man hier sieht, nur unzureichend wiedergeben. Ich mache haufenweise Fotos, aber dieses Weltwunder muss man selbst erleben. Ich schaffe es bis Sonnenuntergang gerade so bis zum Grand Canyon Village. Auf dem Grand Canyon Trailer Village suche ich mir einen Stellplatz für USD 37,50 die Nacht, dafür aber mit Stromanschluss. Als erstes wird der neue Keramikheizer angeschlossen. Dann fange ich an, die Fotos zu sichten und auf den Rechner zu übertragen und die letzten Tage in Worte zu fassen. Das wurde auch dringend Zeit, denn bei all den Trials und National Parks verliert man schnell die Übersicht.







Am nächsten Morgen, den 10.12.2011, heisst es früh aufstehen, denn ich will erleben, wie der Grand Canyon bei Sonnenaufgang aussieht. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass keiner da ist, der die Campgroundgebühr kassiert. Bei Sonnenaufgang gibt es ein interessantes Farbenspiel, was ich versucht habe, mit Fotos festzuhalten. Letztendlich sind es an diesem Tag 123 Fotos geworden, weil ich immer wieder versucht habe, neu Perspektiven festzuhalten. Irgendwie sehen aber viel Fotos fast gleich aus.
Nach einem Frühstück mit Rührei, Toast und viel Kaffee fahre ich am Vormittag die Hermit Road ab, dass ist die westliche Strecke des South Rim am Grand Canyon. Es gibt wieder ohne Ende Aussichtspunkte, die natürlich alle Fotos zur Folge haben.
Der Colorado, der da unten durch die Schluchten führt, ist meistens von oben gar nicht zu sehen. An den Stellen, wo der Fluss zu sehen ist, habe ich ihn natürlich fotografiert.
Während man sich selbst auf über 2.000 Meter Höhe befindet, ist der Fluss auf ca. 700 Meter über NN, also ca. 1.300 Meter tiefer. Ist schon Wahnsinn, oder?
Unterwegs treffe ich 2 Guys, die mit einem nagelneuen gelben Chevy Camaro unterwegs sind (siehe Fotos). Die Kiste ist echt schick, hat aber nur den kleinen Motor mit 6 Zylindern und 300 PS. Den gibt es auch mit 8 Zylindern und über 500 PS. Wie dem auch sei, es handelt sich um einen Mietwagen aus Las Vegas für USD 39 am Tag. Dafür gibt’s bei uns gerade mal einen Smart.


Am frühen Nachmittag nehme ich dann an einer Rangerführung über die Kolb Brothers teil. Die haben Anfang des letzten Jahrhunderts viel Fotos gemacht, später Filme gedreht und so die Entwicklung am Grand Canyon festgehalten und diesen damit erst richtig bekannt gemacht. Anschließend wollte ich noch einen Trial machen und habe den Fehler gemacht, mich in einen der kostenlosen Shuttlebusse zum Ausgangspunkt bringen zu lassen. Es war ein ganz neues Gefühl der Langsamkeit und den Trial konnte ich vergessen, weil es viel zu spät wurde. Die Strecke, die der Bus in über einer Stunde gefahren ist, hätte ich in knapp 20 Minuten gefahren, wohlgemerkt ohne zu rasen. Erst will ich wieder auf den Campingplatz von letzter Nacht, obwohl ich dann Gefahr laufe, doch noch abkassiert zu werden. Dann stelle ich aber fest, dass die Duschen nur bis abends um 6:00 Uhr geöffnet sind und dann erst wieder ab morgens um 8:00 Uhr. Außerdem sind die gar nicht auf dem Campingplatz, sondern ganz woanders. Deshalb entscheide ich mich, den Grand Canyon National Park über die 64 Richtung Süden zu verlassen und im Camper Village in Tusayan zu übernachten. Hier sind auch nur USD 25 inkl. Strom fällig und mein Keramikheizer kann wieder die ganze Nacht laufen.