Montag, 24. Oktober 2011

Logbuch, letzter Teil 16.10.-22.10.2011

Sonntag, 16.10.2011
Geschrieben am 23.10.2011 in St. Columb

Ich habe mich am Vortag beim Hafenmeister informiert, wann die beste Zeit ist, um auszulaufen, um nach Süden zu kommen. Irgendwo südlich von Dover dreht die Tide, so dass ablaufendes Wasser nicht mehr gegenan, sondern mit dem Strom bedeutet. Ergebnis, war, dass wir um 6:00 Uhr morgens aufgestanden sind, um gegen 6:30 Uhr auszulaufen. Mit 20 Minuten Verspätung sind wir dann um 6:50 Uhr ankerauf.

Segel: Groß im 1. Reff, Fock
Wetter: anfangs schwach aus SE, ab ca. 15:00 Uhr aus SW mit 3-4 Bft., sonnig, klare Sicht

Ich habe es mir auf dem Vorschiff gemütlich gemacht und Musik gehört. Nach ca. 1,5 Std. fährt ein Behördenfahrzeug auf uns zu und informiert uns darüber, dass wir zu nahe an der Küste bei Folkstone sind, da es sich um ein Schießgebiet handelt. Tatsächlich sind wir deutlich von der geplanten Route abgewichen, so dass wir jetzt erstmal über eine Seemeile nach draußen fahren müssen.
Um 11:25 Uhr umrunden wir Dungeness.
Beachy Head voraus um 23:35 Uhr. GPS-Stand bei 643 sm.

Montag, 17.10.2011

Geschrieben, 17.10.2011 in St. Columb

Um 0:15 Uhr setzt ablaufendes Wasser ein. Wir sind trotz Windes fast 2 Std. nicht vom Fleck gekommen, in keine Richtung und auch unter Motor nicht. Ich bin der Meinung, dass wir vielleicht an einem Netz hängen, zu sehen ist aber nichts.

Um 2:20 Uhr geht langsam Richtung Süden wieder voran. Wir sind immer noch auf Höhe Beachy Head. Das Cap hat es wirklich in sich.

Morgens entschliessen wir uns, in die Marina von Brigthon einzulaufen. Der Skipper ist erledigt, da er die ganze Nacht wach geblieben war. Wir holen die Segel ein und fahren unter Maschine auf die Hafeneinfahrt zu. Leider sind wir noch über 2,5 sm entfernt und Thomas fährt mit nur knapp über 1 kn unter Motor. So dauert das Einlaufen fast 3 Std.. In der Zwischenzeit ist ein auslaufender Segler schon beinahe am Horizont verschwunden.

Die Hafeneinfahrt besteht aus zwei Molenköpfen. Direkt dazwischen liegen grüne Tonnen, die das Fahrwasser markieren. Erwartungsgemäß fragt mich der Skipper, auf welcher Seite ich die grünen Tonnen lassen würde.

Fest am Steg: 11:45 Uhr
GPS-Stand: 674 sm
Zeit in Fahrt: ca. 29 Std.

Dienstag, 18.10.2011 – Hafentag in Brighton

Geschrieben am 23.10.11 in St. Columb

Während Thomas und Achim mal wieder an der Elektrik und den Batterien rumfummeln, mache ich es mir erst in einem Cafe mit Hotspot gemütlich und erforsche anschließend die Stadt. Hier war ich vor ca. 30 Jahren schon einmal, damals um Englisch zu lernen. Der Wiedererkennungswert ist gleich null.

Die Marina von Brigthon und das Drumherum ist sehr neu und sehr schön.

Mittwoch, 19.10.2011, Donnerstag, 20.10.2011, Freitag, 21.10.2011

Geschrieben am 23.10.11 in St. Columb

Start: 9:40 Uhr
Segel: Groß im 1. Reff, Fock
Wetter: 2-3 Bft. Aus NW, wolkenlos, sonnig, klar

Anfangs Kurs 245 Grad mit 5 kn Fahrt, zwischenzeitlich sogar 6 kn. Outer Owers Untiefentonne querab um 15:05 Uhr bei GPS-Stand 698 sm. Gegen 17:30 Uhr hat der Wind auf ca. 6 Bft. zugenommen. Wir nehmen das Groß weg, setzen es aber um 18:00 Uhr wieder, jetzt im 3. Reff. Gegen 23:40 Uhr stehen wir südöstlich der Isle of Wight. GPS-Stand 741 sm. Wie immer segelt Thomas die Nacht alleine durch, ich löse ihn erst morgens um 5:00 Uhr ab.

Um 7:20 bei GPS-Stand 769sm haben wir The Shambles querab. Der Donnerstag verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Wir bleiben auf See und Thomas segelt wieder die Nacht über bis Freitag morgen um 5:00 Uhr. Dann übernehme ich. Zu dieser Zeit umrunden wir Cap Prawk Point, südöstlich von Plymouth. In der Bucht von Plymouth ist zu dieser frühen Stunde schon eine Menge los, überwiegend Schleppnetzfischer. Gegen 7:20 Uhr bei GPS-Stand 857sm haben wir Plymouth querab. Um 8:55 Uhr wenden wir vor der Küste von Cornwall und kreuzen dann in kurzen Schlägen nach Falmouth auf. Einige Seemeilen vor Falmouth sind 2 weitere Segelyachten bei uns. Mit der einen kommt es fast noch zur Kollision, weil Thomas vom Kurs abweicht, obwohl er Kurshalter ist. Im gleichen Augenblick leitet auch die andere Yacht das Ausweichmanöver ein. Wegerechtsregeln und auch das korrekte Einleiten eines Manövers des letzten Augenblicks gehören nicht zum Repertoire unseres Skippers.

Etwa 3 sm vor der Marina ordnet Thomas an, dass Groß einzuholen, obwohl man wunderbar bis in den Hafen hineinsegeln hätte können. Stattdessen wird mal wieder der Außenborder zu Hilfe genommen. Nur das Vorsegel bleibt noch stehen. Dies lässt den Skipper annehmen, dass er als Segelfahrzeug Wegerecht hat vor einer anderen Yacht, die motort. Musste den Skipper darauf hinweisen, dass die andere Yacht Wegerecht hat, weil diese dem Fahrwasser folgt, während wir es queren und wir wegen des laufenden Außenborders auch ein motorbetriebenes Fahrzeug sind und kein Segler.

Fest am Steg in Marina Pendennis: 17:15 Uhr
GPS-Stand: 905 sm

Samstag, 22.10.2011 – Falmouth

Vormittags kaufe ich noch einen Koffer, um alle meine Sachen von Bord zu bekommen. Anschließend besichte ich die Stadt und packe meine Klamotten. Gegen 16:30 Uhr werde ich von Sabine abgeholt und verlasse die SY Knulp endgültig.

Bevor ich von Bord gegangen bin, habe ich den Skipper noch mal eindringlich darauf hingewiesen, dass er nicht nur für sich, sondern auch für die Crew verantwortlich ist und zumindest das Beilegen und Mann über Bord Manöver üben soll.

Statt einem guten Jahr sind es nur knapp 2 Wochen geworden, statt veranschlagter 16.000 sm gerade mal 500 sm.

Weiterer Logbucheintrag

Donnerstag, 13.10.2011
Geschrieben um 23:00 Uhr

Hafentag

Heute morgen habe ich beim Frühstück die Dinge angesprochen, die mir nicht passen und Thomas auch gesagt, dass ich in seine seemännischen und nautischen Kenntnisse kein Vertrauen habe. Außerdem das Thema Logbuch, Routenplanung und –besprechung auf den Tisch gebracht und die Bootsmängel aufgezählt, die meiner Meinung dazu führen, dass die SY Knulp nicht seetüchtig sei und ich unter diesen Bedingungen die Reise vorzeitig abbrechen werde. Achim hat bei dem Gespräch vermittelt. Vieles war dem Skipper zwar bekannt, will oder kann es aber nicht ändern, weil die finanziellen Mittel fehlen.

Dann haben Achim und Thomas die elektrische Anlage geprüft, während ich mir zum Thema Reffen meine Gedanken gemacht habe.

Es sind dann 2 neue Batterien a 100 Amperestunden an Bord gekommen.

Abends sind wir gemeinsam in Vlissingen in eine Pizzeria gegangen.

Freitag, 14.10.2011

Geschrieben am 15.10.2011 in Dover

Morgens war ich mit Thomas beim Bootsshop, Teile kaufen. Belegklemmen sind ihm zu teuer, es wird nur ein wenig Tauwerk gekauft und ein Batterieumschalter getauscht. Das Boot bleibt meiner Meinung nach seeuntüchtig.

Um 15:00 Uhr bei Hochwasser ablegen in Vlissingen. Ich habe vorher Bescheid gesagt, dass dann die Brücke offen sein soll, um auszufahren. Leider öffnet sich die Brücke nicht, ein Missverständnis. So driften wir vor der Brücke mal gegen das eine, mal gegen das andere Boot. Mit nur einem 15 PS-Außenborder ist die SY Knulp sehr schwer zu manövrieren. Gegen 15:30 Uhr sind wir dann endlich draußen, glücklicherweise ohne Beschädigungen am eigenen Boot oder an anderen.

Gleich danach erst die Fock und dann das Groß im 1. Reff gesetzt. Mit achterlichem Wind  und sonnigem, wolkenlosen Wetter geht es wieder auf Zeebrügge zu. Nach 16 sm um 18:40 Uhr haben wir die Hafeneinfahrt von Zeebrügge querab. Und weiter geht es mit dem südöstlichen Wind die Küste entlang, teilweise mit bis zu 11kn, natürlich mit dem Strom. So schafen wir 41 sm in 4,5 Std..Um 23:30 Uhr haben wir Dunkerque in Backbord. Gegen 2:45 Uhr kurz vor Calais kippt der Strom. Wir versuchen aus dem tiefen Wasser zu kommen, um nicht zurückgetrieben zu werden. Ich dachte Thomas will in Calais einlaufen. Aber als ich ihn Frage sagt er allen Ernstes, er will nach England, was nun definitiv bei diesem Strom nicht möglich ist. Er versucht es trotzdem, ich haue mich in die Koje. Der Skipper ist unfähig. Knapp 1,5 Stunden später geht er eine knappe sm entfernt vor Anker.

Thomas geht Ankerwache, wir können schlafen. Ankerwache geht bei Thomas so:

Nachdem der Anker geworfen wurde und man getestet hat, ob er greift, werden alle Instrumente – auch das GPS - abgeschaltet und er setzt sich ins Cockpit. Wir sind jedoch so weit vom Ufer oder einem festen Punkt entfernt, dass er sich gar nicht orientieren kann. Er hat sich die Position nicht notiert und kann sie so auch nicht am GPS orientieren. Der Skipper hat echt keine Ahnung.

So notiere ich die Position, schalte das GPS wieder ein und schalte zusätzlich mein Hand-GPS auf Ankerwache.

Übrigens ist uns unterwegs eine der neuen Batterien in die Knie gegangen, obwohl der Windgenerator die meiste Zeit lief.

Strecke: 72 sm

Zeit in Fahrt: 12:45 Std.

Samstag, 15.10.2011

Geschrieben am 15.10.2011 in Dover

Gegen 8:10 Uhr wieder Anker auf. Kurs 311 Grad, genau auf Dover zu und mit dem Kiel querab zum Verkehrstrennungsgebiet. Leider kommt der Wind genau achterlich, was für uns nicht ideal ist. Zum einen lässt sich das Groß wegen der weit nach hinten laufenden Wanten nicht besonders weit ausstellen. Es ist zwar ein Spi an Bord, aber weder Spi-Schoten, noch Spi-Winschen noch lässt sich der Spi-Baum anschlagen. Alles Murks. So mühen wir uns bei SE 2 Bft. Richtung Dover mit max. 3kn durchs Wasser. Besegelung wie am Tag zuvor. Nachdem wir gegen 12:30 Uhr endlich das Verkehrstrennungsgebiet gequert haben, setzt der Skipper Kurs 240 Grad. Darauf weise ich darauf hin, dass demnächst der Strom wieder kippt und wir besser an Land fahren, bevor wir wieder zurücktreiben. Der Skipper ist einverstanden und entscheidet, in Dover vor Anker zu gehen. Bis zur Hafeneinfahrt sind es vielleicht 4-5 sm. Wegen des einsetzenden Stromes halte ich den Kurs vor. Lt. Thomas halte ich genau falsch vor, er übernimmt das Ruder und steckt seinen Kurs ab. Eindringlich weise ich ihn darauf hin, dass wir so womöglich an der Hafeneinfahrt vorbei treiben. Sein Kommentar ist, dass wir das abwarten werden. Ich ziehe mich resigniert zurück. Es kommt, wie ich es vorausgesagt habe. Nur unter Vollgas und viel Glück schaffen wir es noch in den Hafen.

Ausweichregeln, Betonung, Gezeitennavigation, Kurshaltung, Routenplanung, Lichterkennung – diese Fähigkeiten fehlen dem Skipper.

In Falmouth werde ich spätestens von Bord gehen. Meine Lieblingsmitbewohnerin Bine aus alten Zeiten steht bereit, um mich abzuholen. Was für ein Glück ich habe, dass sie in Cornwall wohnt.

Fazit:
Das man den Begriff „Segeln“ und das Handeln danach so unterschiedlich auslegen kann, habe ich bei allen Vorbereitungen nicht berücksichtigt.

Eine genaue Routenplanung und das Besprechen, was wir machen wollen und wohin es gehen soll und das Vorhandensein von aktuellen Seekarten und Hafenbüchern / -beschreibungen gibt es nicht. Wir fahren keine Nationale und natürlich auch keine Gastlandflagge und ein Logbuch gibt es auch nicht. Der Skipper entscheidet spontan und willkürlich.

Vor Anker in Dover um 13:50 Uhr
Strecke: 27 sm
Zeit in Fahrt: 5:40 Stunden